Die kennt Dich nicht…

von Angela Francisca Endress

…DIE HAT KEINEN FERNSEHER! Sagte mein Freund zu DOMINIC RAACKE und hielt beim Rühren in seinen Töpfen fürs Menü kurz inne, als ich in die Küche kam. Es duftete bereits wieder einmal betörend, die Gläser für den Willkommens-Schampus hatte er auch schon aufgereiht.

Stimmt, ich kannte ihn nicht, den angesehenen Schauspieler, der wunderbarerweise viele seiner Talente ausnutzt, um sie mit Leidenschaft zu betreiben. Nun hatte ich ihn ohne Fernseher kennengelernt und es stellte sich schnell heraus, dass er, genau wie der Hausherr selbst, hingebungsvoll kocht .

Nicht nur das, die Berliner Tageszeitung “ DER TAGESSPIEGEL“ ,hatte gerade „Dominic Raackes kulinarisches ABC“ gedruckt. Mir haben seine Koch Geschichten so gut gefallen, dass ich die Geschichten auf der heimatruhe.de unbedingt weiter geben möchte und gleich zum entspannenden Nachlesen verlinkt habe.

Ausserdem liebt Dominic es wie ich, Gäste aus dem Stand zum Essen zu sich nach Hause einzuladen. Und so hat er gleich mal ein fixes Menü für uns aus dem Ärmel gezaubert.

Am fixesten geht die Vorspeise.

VORSPEISE

4 Portionen

1 Flasche guten Rotwein, mindestens, je ein Glas Rotwein., trocken, aber beerig rund, schlage ich Dominic jetzt mal vor.

Geht leicht, schnell, hebt sofort die Stimmung und heisst willkommen!

Dominic erlaubt es, wie in Italien, dass der Salat vor der Pasta auf dem Tisch steht. Er selbst hat ihn gern zur Pasta, sogar zum vermählen mit der Sosse! Hervorragend!

Also, Salat, vorher oder dazu: mit Radicchio rosso tardivo di treviso der einfach besonders ist!

Jetzt die Nudeln und wie er lernte Pasta zu kochen.

Ich zitiere aus dem Tagspiegel vom 10.12.19:

„PASTAKOCHEN“
… habe ich in New York gelernt, 1979. Plötzlich war ich Ausländer in einem anderen Land. Man sucht dann irgendwie Gleichgesinnte, vor allem, wenn es ums Essen geht. Das müssen keine Deutschen sein, aber wenigstens Europäer. In meinem Fall waren es Italiener. Monica und Neri, ein wunderbares Paar. Er Maler, aus Neapel, sie eine Vollblutrömerin, Schauspielstudentin wie ich. Als lonesome Deutscher fand ich meine Zuflucht bei den Italienern. Man konnte kommen, wann man wollte, es gab immer was zu essen. Ein winziges Apartment in der MacDougal Street im Village. Man betrat die Wohnung und war sofort mittendrin, rechts hinter einem Vorhang das Bett, links die Küche mit Blick in einen dunklen Luftschacht – typisch New York. Neri war der Koch – der coolste Typ, den ich je getroffen habe, stoisch mit einer Riesennase und einem spöttischen Blick auf die Welt, ein richtiger Mann. Monica entertainte die Gäste. Mehr als vier hatten hier keinen Platz. Im Prinzip gab es immer dasselbe. Es ging los mit einem Glas Rotwein, ein Joint machte die Runde, dann ein grüner Salat in einer Plastikschüssel – Plastikschüsseln verfolgen mich schon mein ganzes Leben – perfekt abgeschmeckt, Essig, Öl, Salz, Pfeffer, kein Firlefanz. Dann die Pasta, DeCecco, mal Penne, mal Rotelle, mal Linguine. In  einer ausgebeulten Alupfanne briet Neri ein paar Knoblauchzehen, in einem einfachen, aber zweifelsfrei italienischen Olivenöl an, dazu irgendwas. Das konnten Anchovis sein, oder Zucchini, Rotkohl oder Erbsen mit ein paar Speckwürfeln. Das Geheimnis seiner Pasta war die Crema. Er schöpfte mit einer Kelle den Schaum der kochenden Pasta ab und gab sie löffelweise in die was-auch-immer brutzelnde Soße, die sich durch die Nudelstärke perfekt verband. Dabei lachte er viel, wohlig bekifft und super-geistreich. Ich war angekommen, in Little Italy, in den Filmen, die ich so geliebt habe, die nur ein paar Straßen weiter, gedreht wurden: The Godfather, Mean Streets, Taxidriver, Raging Bull. In dem Neri auch einen kurzen Auftritt hatte. Und noch was habe ich von Neri gelernt: immer gleich aufräumen. Noch während des Kochens hat er abgespült, die Küche war jedes Mal piccobello.“

Tagesspiegel vom 10.12.2019

Die Erbsen, sagt er, sind ihm (wem nicht!?) am liebsten frisch, rausgepult aus ihren Schoten. Meditative Beschäftigung. Am allerliebsten aus dem eigenen Garten geerntet. Natürlich ist das noch kontemplativer. Bloss, wie’s so ist, nach anstrengenden Dreh-, Theater-Tagen ist der Hunger näher als Kontemplation. Freunde, mit denen man sich’s am Tisch zusammen schmecken lässt, erst recht! In diesem Fall gehen tiefgefrorene dann doch schneller. Man kann ja, wenn’s möglich ist, draussen heraussen essen!

Und Nachtisch braucht’s, sagt Dominic. Sind wir uns einig!

Zum Dessert zitiere ich die Geschichte, warum alle Rezepte „Dooooooooominic!“ heissen:
„Meine Oma hatte eine kleine Dreizimmerwohnung am Freiheitsplatz in Hanau, zweite Etage, 50er Jahre Bau. Auf dem Heimweg von der Schule bin ich immer an ihrem Haus vorbeigelaufen. Sie hat oft am offenen Fenster gelehnt, mit einem Kissen unterm Ellenbogen und auf den Platz geschaut. Von da oben war die Welt ein Wimmelbild. Es war mir peinlich, wenn sie mich in der Menge entdeckte und ihr unüberhörbares „Dooooooooominic!“ rief. Manchmal versteckte ich mich dann hinter dem Wasserhäuschen – so nennt man in meiner Heimat den Kiosk. Aber meistens ging ich dann doch hoch zu ihr. Sie war die Herzlichkeit in Person, eine Oma wie aus dem Bilderbuch. Klein und zupackend, mit einem großen Busen und zwei Brillen, die sie ständig wechselte. Sie hatte große braune Augen, wie mein Vater. Sie machte das beste Mittagessen der Welt: Würstchen mit Kartoffelsalat. Die Würstchen waren aus dem Supermarkt, der Kartoffelsalat selbstgemacht. Ich liebte es, ihr zuzusehen, wie sie mit ihren kräftigen knochigen Händen, die Kartoffeln durchmengte. So gehört sich das, nicht hygienisch und fein mit dem Löffel, nein, ganz handfest, sinnlich. Kartoffeln kochen, Deckel halb drauf, Zwiebeln, Salz, simples Sonnenblumenöl, Schuss Essig und dann, das Entscheidende, die Handmassage in der Plastikschüssel. Die Würstchen sieden lassen, ein Schlotzer Supermarktsenf, fertig. Meine Oma ist die Beste!“

Einfach und beinahe immer vorrätig zum aus der Hüfte „kochen“:

Ferdisch, sacht de Hesse, Hessen sind wir beide. Servieren!

Den Dominic hats nach Berlin verschlagen, nach mäandern durch viele verschiedene Domizile. Mit seiner Freundin zusammen gärtnert er jetzt dort mit Passion.

Ist man als Kind, sagt er, auf Bäume geklettert, hat Kirschen geklaut und hat Mamas Quittengelee auf Butterbroten gegessen, bleibt im Herzen eine Gartensehnsucht. Er stillt sie durch graben in der Erde, geniesst die Gerüche, das Rausspitzen der im Herbst versteckten Zwiebeln, jetzt, wenn sich der Frühling ankündigt. Garten ist ein Abbild des Lebenszyklus. Im Garten zu werkeln macht bewusst für die Kraft und die Schwächen der Natur. Man bekommt ein Gefühl, der Natur beistehen zu können, wenn’s auch nur im Kleinen ist! Sagt er.

Deshalb, da der Dominic in Berlin ist und ich in Franken bin, bekommt er als Dankeschön Fotos aus meinem Frühlingsgarten

Am liebsten würde ich da schon lägst auch drin rumbuddeln, ist noch zu früh, also halte ich mich zurück und klettere in Märzenbecher Täler, die es in Naturschutzgebieten in meiner Nähe noch gibt. Dort staune ich in jedem Frühjahr aufs Neue, was sich die Natur einfallen lässt, wenn sie darf.

Aber: jeden Tag kanns jetzt los gehen, um uns herum, im eigenen Garten, auf dem Balkon, beim Spazieren laufen, ohne die Märzenbecher zu pflücken. Sie stehen streng unter Naturschutz!

Den Kater kriege ich schon gar nicht mehr eingefangen, der rast schon mal den Wühlmäusen nach! Dann also bis zum Vollfrühling auf dem nächste BLOG!

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