Ob der Eigene oder der Fremde…

von Angela Francisca Endress

…GARTEN. Interessante Gärten faszinieren mich immer. Hier speziell der Kräuter- und Gemüse-Garten vom Koch Michael Stoll in Ummerstadt und der Riesen-Garten „Berchigranges“, der eigentlich ein Park ist. Bildhauer Thierry und die Floristin Monique Drohnet im Elsass/Frankreich dachten gross: Sie haben einen Steinbruch verzaubert.

Sehr einfach ging das nicht, sie haben endlose Tonnen Granit abgetragen, tausende Kubikmeter Mutterboden hereingeholt, und mehr als 20 Jahre für’s „Zaubern“ verwendet.

Wesentlich schneller gings beim Garten vom Koch Michael Stoll. Genau zu Anfang des C-Ereignisses musste er sein gerade neu eröffnetes Gasthaus „Schlundhaus“ in Ummerstadt wieder schliessen. Nach dem ersten Schock, als Koch von Natur aus flexibel, stürzte er sich mit Verve in seinen ebenso neuen Garten, hob Erde aus, und baute darüber seinen Traum von einem „Dom-Gewächshaus“, eine „Geodätische Kuppel“.

Detail Gewächshaus Geodätische Kuppel

Es bezieht seine Standfestigkeit aus dem Statikprinzip des Architekten Buckminster Fuller, der sie durch eine Weiterentwicklung von einfachsten geometrischen Grundkörpern erarbeitet hat. Es ist durch die Form nicht nur extrem standfest. Aufzubauen ist es einfach. Mit der vorhandenen Erdwärme und der spezielle Lichteinstrahlung durch die mit Folie versehenen Dreiecke wird eine überraschende Wärme erzeugt. Jede Aussaat spriesst in diesem Microklima inTurbogeschwindigkeit und kuschelig geschützt. Kurz nach dem Säen kann Michael die Salatpflänzchen schon vereinzeln.

Michael pikiert Salatblättchen

Ganz glücklich ist er mit der Bauweise und allen seinen Saaten.

Salatpflänzchen im Beet mit Namen auf Tonscherbe
Michael Stoll mit Mini-Tomatenpflanze

Tomaten schlüpfen hier bald, gern und freiwillig aus Samen.

Kohlrabipflänzchen in Reihe gesät

Ruccola, Kohlrabi, Radieschen, Kräuter wachsen und gedeihen, alles was Michael Stoll in seiner Restaurant-Küche frisch braucht. Ausserdem sammelt er in der Nähe des naturgeschützten „Grünen Bandes“

was gerade zum Menue passt. Hirtentäschel, zum Beispiel.

Mit seinem leicht nussartigen, angenehmen Geschmack, enthält es viel Vitamin C und eine Menge Mineralstoffe. Flugs landet’s auf der Vorspeise:

In diesem wunderschönen, wanderbaren thüringischen Eck versorgen Michaels Jägerfreunde seine Küche mit Wild.

Im Gasthof in Ummerstadt

Das Wild hat’s auch in die Gaststube geschafft, in der man die geschichtsträchtigen Spuren im Holzboden wie ein Gemälde bewundern kann.

antiker Fussboden im Gasthof in Ummewrstadt

Zurück zum Menue, zum ebenso traditionellen Dessert:

Michael Stoll, ein Koch, der keine Zeit verschwendet, ist nicht nur mit Fünffingerkraut fündig geworden. Das Rathaus mit seinem Wirshaus in Ummerstadt und ihre sehr bewegte Geschichte seit 1599 (in Worten: Fünfzehnhundertneunundneunzug!) hat ihm grad perfekt in den Kram gepasst!

Michael Stoll hat ein gutes Kraut gefunden

Der geborene Franke machte „Lern- und Wander“-Umwege über Stuttgart, Mallorca und Berlin, in dem er zum Lebensmittel-Techniker wurde und gleich mit Erfolg eigene Produkte entwickelte. So erfolgreich, dass er die Bremse reinhauen musste.

Während dieser Pause landete er im bunten Fachwerk Ummerstadt

und übernahm das Gasthaus.

Gut für Ummerstadt und Umgebung! Ich freu mich, das Städchen liegt auf meiner Motorrad Strecke, da kommt mir das gastliche Haus mit schicker, leckerer, gesunder Küche als Ziel für eine Motorrad Tour sehr entgegen! Seit Corona eingebrochen ist, ist nun das Gasthaus nicht mehr offen. Hoffen wir das Beste!

Beim Wandern mit dem Motorrad durch diese hügelige, kurvenreiche, von der Rodach durchzogene Landschaft,

geniesse ich die typischen, sogenannten Ummerstädter „Striche“. Terrassen, die zeigen, dass sie bereits während der Frankenherrschaft für den Ackerbau angelegt wurden.

Landwirtschaft kann in Ummerstadt immer noch Handarbeit sein.

Mit dieser Handarbeit kommen wir zum Garten Park „Berchigranges“ in den Vogesen.

Einmal darin angekommen, ist es wie im Paradies. Ich jedenfalls vergesse sogar mein liebstes Elsass drumherum. In dieser Zauberwelt sind alle meine weltlichen Gedanken wie weggeblasen.

Sitzplätze warten, von den Drohnets gebaut, überall versteckt im Park auf die Besucher. Diese ungewöhnlichen Ideen, die gut nachzubauen sind, habe ich mit der Kamera eingesammelt.

Kleine Laube aus Kanthölzern und Dachlatten beschützen eine ähnlich gebaute Bank. Leichtes Geländer führt dahinter vorbei, aus schlanken Baumstämmen und Ästen, wie gewachsen.

Hier sind die Dachlatten auf Stoss zusammengefügt, schön gemütlich, sollte es im Paradies doch mal etwas feucht werden.

Ja, o.k., der Pavillion ist ein etwas umfangreicheres Projekt, aber so romantisch, dass er wenigstens als Anregung in meine Sammlung gehörte!

Dafür hier was „Einfaches“: Baumstämme in der Kurve schmaler gesägt und dann in Schlangenlinien geschlichtet. Hier könnte man in gebührendem C-Abstand einem Vortragenden gut zuhören.

Nochmal Schlangenlinie, für intimeres Sitzen:

Und jetzt ganz einfach, „Stöckchen-Technik“:

Zwar vermute ich, dass Thierry Drohnet das Bankgestell selbst geschmiedet hat. Würde aber, sollte ich auf dem Flohmarkt oder Sperrmüll eine Bank mit maroder Sitzfläche finden, das sofort mit Stöckeles nachmachen. Das geht auch mit Gartenstühlen:

Hier zum Erholen im „Bechigranges“ Moosgarten, grüner geht’s nicht…

Wieder an anderer Stelle, grün und kuschelig, die Buchs-Umarmung.

Und eine Kiesfläche, die mir sehr gefällt. Ein „Berchigranges“ Plätzchen für ruhige Lektüre im Schatten.

Da habe ich einen Buch-Tipp, passend zu all dem, was uns im Garten an Pflanzlichem umgibt: „Vitamin V“ Lehrbuch der vegetarischen und veganen Küche von Matthias Biehler.

Das lese ich aber lieber in meinem Garten, es wiegt 2,5kg und fange ich mal damit an, komme ich nicht mehr davon los. Für mich als foodstylistin zum Nachschlagen grosse Klasse und eigentlich für jeden, der mit Leidenschaft beruflich oder als Amateur kocht. Nach einem kurzen Blick hinein sagt Michael Stoll, er brauchts!

In meinem Waldgarten ist im Abendlicht auch gut lesen, der Kater leistet mir irgendwo unerkannt Gesellschaft und lauert auf Wühlmäuse.

Mein Garten ist alles andere als ein Park, ein Mini-Gärtchen, trotzdem erholsam, weil inzwischen recht pflegeleicht. Dazu auch demnächst mal mehr. Eigentlich wollte ich schon lange darüber berichten, aber es kommen mir dann jedes Mal so interessante Projekte quer, die sich vor meinen Garten drängeln. Der Garten läuft ja nicht weg!

Wer nachfragen oder kommentieren möchte kann dies hier mit einem Kommentar tun. Ich antworte gerne!

Fränkische Garten Grüsse bis zum nächste BLOG Beitrag

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